Im weitesten Sinne sammelt sich unter der Bezeichnung „Kultur“ all das, was der Mensch im Gegensatz zum Naturgegebenen selbst geschaffen hat. Hierzu zählen materielle, politische und soziale Errungenschaften wie Haus, Staat, Werkzeug oder Wertesystem. Jedoch ist von Kultur zumeist erst dann universell die Rede, wenn Kunst, Bildung, Ästhetik und Feingeist im Vordergrund stehen.

Blick nach oben in die Kuppel der Isaaks-Kathedrale.

Blick nach oben in die Kuppel der Isaaks-Kathedrale.

Insofern ist „Kulturmetropole“ ein Beiname, der dem Wesen Sankt Petersburgs wohl am besten entspricht. Dostojewski, Puschkin, Tschaikowski oder Schostakowitsch – Sie alle stehen stellvertretend für die erlesene Liste Petersburger Persönlichkeiten, die sich in der Vergangenheit auf kulturellem Gebiet hervorgetan und es nicht selten zu Weltruhm gebracht haben.

Dies ist das Eine. Erfreulich aber auch: Künstlerische Inspiration hatte in Petersburg stets einen gesunden Nährboden – bis in die Gegenwart hinein. Denn im Gegensatz zu vielen selbst ernannten Hochburgen des Westens wird Kultur an der Newa noch in vollen Zügen gelebt. Theater, Museum und Oper haben einen Stellenwert wie andernorts das Kino. Tradition und Pflege der feinen Künste bleiben keineswegs der gesellschaftlichen Elite vorbehalten, sondern finden auf breiter Basis statt.

Der Eremitage-Komplex direkt am Ufer der Newa. Die Heimat unzähliger Kunstexponate.

Der Eremitage-Komplex direkt am Ufer der Newa. Die Heimat unzähliger Kunstexponate.

Entsprechend ausgeprägt ist in Sankt Petersburg die kulturelle Landschaft. Und zwar so stark, dass detailgetreue Schilderungen den Rahmen dieses Portals schlichtweg sprengen würden. Zahlen gefällig?

Verteilt über das Stadtgebiet gibt es nicht weniger als 80 Museen, 30 Theater und etwa 10 Musikspielhäuser zu besuchen. Hinzu kommen Bibliotheken, Galerien und sonstige kulturelle Einrichtungen, die allesamt irgendwo zwischen Weltniveau und lokaler Attraktion rangieren.

Wenig verwunderlich also, dass der Kampf um die Gunst des Besuchers in Sankt Petersburg als besonders hart anzusehen ist. Die öffentlichen Mittel sind traditionell knapp und können Verdienstausfälle nur minimal abfedern. Damit wird der Tourismus gerade für kleinere Häuser zur Lebensversicherung. Wollte man die Situation in wenige Worte fassen, könnte dies so lauten: Spannend – aber beileibe nicht einfach.

Traumhaft schön: Wasser als integrierter Bestandteil der St. Petersburger Architektur.

Traumhaft schön: Wasser als integrierter Bestandteil der St. Petersburger Architektur.

Am besten ist es freilich dort, wo architektonische Pracht und kultureller Inhalt quasi fließend ineinander übergehen. So befinden sich viele der führenden Museen Sankt Petersburgs in prächtigen Bauten. Architektonisches Kapital, von dem man in der Metropole bekanntermaßen ordentlich zehren kann. Schöner Geist in schöner Hülle sozusagen.Zu den weltbekannten Eckpfeilern, die das kulturelle Leben an der Newa zu bieten hat, gehören so illustre Adressen wie die Eremitage, das Kirow-Ballett oder die Kunstkammer. Ganz zu schweigen vom legendären Bernsteinzimmer, das sich wie einige andere Höhepunkte wenige Kilometer außerhalb Sankt Petersburgs befindet.

Die Admiralität (links) mit der Dworzowy-Brücke im Vordergrund.

Die Admiralität (links) mit der Dworzowy-Brücke im Vordergrund.

Sie bilden gemeinsam das kulturelle Rückgrat der Stadt. Und zu Recht werden in diesem Zusammenhang gerne Begriffe wie „Besuchermagnet“ oder „touristisches Muss“ bemüht. Jedoch lohnt in Petersburg stets auch der Blick in die Seitenstraßen. Hier warten viele der kleineren, weniger beachteten Adressen, durch die das künstlerische Gesamtbild der Stadt erst vollendet wird.

Wer würde beispielsweise vermuten, dass sich unweit der Admiralität in einer parallel zur Newa verlaufenden Straße mit dem komplizierten Namen Konnogwardejskii ein kleines Privatmuseum befindet, das sich ausschließlich der Geschichte und Herstellung des Wodkas annimmt? Dank Theorie (englische Führung) und Praxis (Trinken in der erfreulich günstigen Taverne) können Gäste am eigenen Leib erfahren, dass Aspirin in jedes Reisegepäck gehört.

Dies verdeutlicht aber auch, dass gerade im Falle Petersburgs ein wenig Vorbildung von großem Nutzen sein kann. Nur so ist es möglich, das gesamte Spektrum der Stadt annähernd erfassen und sich überdies auch abseits des touristischen Mainstreams orientieren zu können. In Sankt Petersburg allemal lohnenswert.

 

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Weiterführende Links:
» Philharmonie Sankt Petersburg (in englischer Sprache)
» Mariinsky Theater (in englischer Sprache)
» Mikhailovsky Theater (in englischer Sprache)