„Zehn Minuten Angst, und du bist zuhause!“ Kann es für eine Fahrt im so genannten Marschrutki ein stimmigeres Motto geben? Wohl kaum, denn in der Arbeitswelt der Petersburger Sammeltaxen geht es in der Tat recht anarchisch zu.

Für rasches Fortkommen gibt es im dichten Petersburger Stadtverkehr – zumindest oberirdisch – keine Garantie.

Es beginnt damit, dass die Fahrtroute des Wagens von außen nur über dürftig angebrachte Zettel an Seitenfenster oder Windschutzscheibe auszumachen ist. Also auf Verdacht vom Straßenrand aus winken/rufen und vor dem Einsteigen irgendwie verständigen. Einzelne Schlagworte wie Straßen- oder Platznamen reichen hierfür in der Regel. Nickt der Fahrer, stimmt das Taxi. Ansonsten brummt er weiter.

Marschrutki werden im Gegensatz zu Bus oder Bahn privatwirtschaftlich betrieben. Dadurch gibt es keine einheitlichen Tarife, dennoch sollten sich die Fahrten in einem Preisrahmen von etwa 10 bis 30 Rubeln bewegen (Vergleich: 34 Rubel = ca. 1 Euro) – günstig bis sehr günstig also. Doch wo es im Petersburger Straßenverkehr etwas zu verdienen gibt, wird gebrettert, dass es (manchmal) kracht.

Zwei Marschrutki am Airport in Lauerstellung.

Man muss sich das so vorstellen: Sie befinden sich in einem bis auf den letzten Platz besetzten Kleinbus Marke „Gazelle“ (der Klassiker in Russland), und der Fahrer hat eigentlich nur seine nächste Tour im Sinn. Das Gefährt hätte den deutschen TÜV schon vor rund zehn Jahren nicht mehr überstanden. Aber es fährt; und zwar richtig flott. Bezahlt wird zumeist nach dem Start, indem man sein Geld einfach nach vorne durchreicht und eventuell auf demselben Weg noch etwas zurückbekommt.

Das Prinzip ist einfach: Die Sammeltaxen verkehren zwar auf festen Linien, können jedoch Halt machen, wo immer es beliebt. Das ist der eigentliche Vorteil, denn so können einem je nach Zielpunkt längere Fußmärsche erspart bleiben. Wenn man es also schafft, den Fahrer mit einem lauten „Stopp!“ (in Verbindung mit Name von Querstraße oder Platz etc.) zum Anhalten zu bewegen, ist es geschafft.

Klappt alles wie beschrieben, kann das Marschrutki eine echte Alternative zum Rest der Fortbewegungsmöglichkeiten sein. Aber wie gesagt, ein hohes Maß an Mut und Unbekümmertheit sollte man für die Fahrt definitiv im Gepäck haben. Es sind daher in der Regel experimentierfreudige Studenten oder Backpacker, die sich auf einen Trip im Sammeltaxi einlassen. Für Leute, die es gerne sicher und gediegen mögen, ist das Marschrutki definitiv keine Option.

 

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