Obwohl Sankt Petersburg dank seiner immensen Einwohnerzahl und Fläche   zu den fünf größten Städten Europas zählt, will sich übertriebene Hektik rund um die Newa partout nicht einstellen. Zwar herrschen auch hier tagein, tagaus geschäftiges Treiben, Tourismus und Großstadtverkehr. Aber Sankt Petersburg hat auf fast sprichwörtliche Art und Weise „Wege“ – oder besser gesagt: „Straßen“ – gefunden, dies zu kompensieren.

Platz für alle. Typisches Petersburger Stadtbild.

Der Grund: Das historische Zentrum wird durch seine Prospekte, d. h. breit angelegte Prachtstraßen nach Art „Unter den Linden“ in Berlin oder der Pariser „Champs-Elysees“ deutlich aufgelockert. Keine engen Häuserschluchten, sondern sicht- und spürbare Weitläufigkeit bestimmt das Stadtbild. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine Vielzahl großer Plätze, üppiger Grünanlagen und zahlreicher Wasserwege, die sich wie feine Verästelungen durch Sankt Petersburg ziehen.

Das Zentrum der Stadt liegt links der Newa auf der so genannten Admiralitätsseite. Hier erstreckt sich in einem leichten Bogen Sankt Petersburgs Hauptstraße – der Newski-Prospekt. Ausgehend von der direkt am Flussufer gelegenen Eremitage, dem mächtigen Schlossplatz und der Admiralität (1806-1823) endet dieser erst am rund 5 Kilometer entfernten Alexander-Newski-Kloster (gegründet 1710).

Der Gribojedow-Kanal.

Ebenfalls direkt an der Prachtstraße gelegen sind die dem römischen Petersdom nachempfundene Kasaner Kathedrale (1801-1811) und das bereits 1785 im frühklassizistischen Stil errichtete Kaufhaus Gostini Dwor – mit einer Fassadenlänge von mehr als einem Kilometer so groß, dass man es kaum glauben mag.

Gleichzeitig kreuzen immer wieder Wasserkanäle den Newski-Prospekt, was Besuchern die Orientierung zusätzlich erleichtert. Von der Admiralität kommend zunächst der Kanal „Moika“, an dessen Ufer sich das ehemalige Wohnhaus Alexander Puschkins, dem weltberühmten russischen Nationaldichter, befindet. Vor wenigen Jahren erst in ein Museum umfunktioniert, gewährt es erstaunliche Einblicke in das Leben und Wirken des großen Meisters.

Die Christi-Auferstehungskirche am Gribojedow-Kanal. Erbaut zwischen 1883 und 1912.

Auf Höhe der Kasaner Kathedrale folgt der etwas schmalere Gribojedow-Kanal, an dem es linkerhand zur Christi-Auferstehungskirche (1883-1912) geht. Sie gilt mit ihrer Farbenpracht als das „russischste“ aller Petersburger Gotteshäuser.

Ein Stück weiter den Kanal entlang folgen das Marsfeld und der Sommerpalast (1710-1714), eine vergleichsweise schlicht gehaltene Stadtresidenz Peters des Großen. Das rund zwölf Hektar große Marsfeld fungierte als „Lustwiese“ des hohen Adels. Entsprechend zügellos muss es hier oftmals zugegangen sein. Sicherlich ein Mittelpunkt des dekadenten zaristischen Lebens.

Wohl auch deshalb befinden sich auf dem Gelände seit der Februarrevolution des Jahres 1917 die Gräber vieler Gefallener. Es ist der symbolische Tribut an das Ende der aristokratischen Scheinwelt und den Beginn einer neuen Zeitrechnung.

Die Peter-und-Pauls-Festung.

Auf der rechten Seite der Newa thront – vom Marsfeld aus über die rund 600 Meter lange Troitzki-Brücke erreichbar – die wuchtige Peter-und-Pauls-Festung. Sie ist der Geburtsort Sankt Petersburgs und befindet sich auf der so genannten Haseninsel, die von dem Bollwerk fast komplett eingenommen wird.

Von den Festungsmauern kann man an sonnigen Tagen einen herrlichen Ausblick über die Weite der Newa und die schräg gegenüberliegenden Gebäude des Eremitage-Komplexes genießen.

Außerdem liegen in der dazugehörigen Kathedrale zahlreiche Zaren, Großfürsten und weitere prominente Persönlichkeiten aus der russischen Historie begraben – ein wahrlich ehrfurchtsvoller Ort, für den man sich ruhig ein wenig Zeit lassen sollte. Über einen kleinen Kanal auf der Rückseite der Haseninsel gelangt man zudem in den Alexandrowskij-Park, an dessen Westseite sich der Petersburger Zoo befindet.

Das legendäre Schlachtschiff “Aurora” liegt längst vor Anker.

Ein Stück nordöstlich der Festung – gut und gerne einen Kilometer am Petrowskaja-Ufer entlang – liegt in einem Seitenarm der Newa die Aurora vor Anker. Es ist jenes legendäre Schlachtschiff, aus dessen Rohren im Herbst 1917 der Startschuss zur russischen Oktoberrevolution ertönte.

Heute beherbergt es eines der unzähligen Museen, die über ganz Sankt Petersburg verteilt sind. Wer mehr zum Thema „Schiffe versenken“ erfahren will oder vielleicht selbst mal eine Revolution anzetteln möchte, sollte hier also ganz genau hinsehen. Auf der anderen Seite der Festung gelangt man in südwestlicher Richtung über die Birschewoj-Brücke auf die Wassili-Insel.

Mit Liebe zum Detail. Normale Wohn- und Geschäftshäuser in der Petersburger Innenstand.

Hier, entlang dem wohl schönsten Ufer der Stadt (Uniwersitetskaja Nab.), befinden sich in kurzen Abständen das Zoologische Museum, die Akademie der Wissenschaften, der Menschikow-Palast und die Akademie der schönen Künste – allesamt erbaut in der Petersburger Frühphase. Gleichzeitig erhält man einen herrlichen Blick auf das gegenüberliegende Ufer mit seiner Admiralität und der Eremitage.

So kann man sich im Sommer, wenn es angenehm warm ist, an der Schönheit der Stadt kaum satt sehen. Aber auch im Winter säumen bei klarer Luft und frostigen Temperaturen oftmals unzählige Menschen die breiten Uferpromenaden, um den Augenblick zu genießen – zumindest so gut, wie es angesichts eiskalter Füße und taub-roter Nase eben geht.

 

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