Gut zu wissen, dass ein Großteil der architektonisch und historisch höchst bedeutsamen Kirchen in Sankt Petersburg den Atheismus des Sowjetsystems relativ unbeschadet überstanden hat.

Die Isaakskathedrale
Die Kasaner Kathedrale
Die Peter-Pauls-Kathedrale
Die Christi-Auferstehungskirche
Das Alexander-Newski-Kloster
Die Smolny-Kathedrale
Die Große Synagoge

Die nachfolgenden Beispiele dienen dabei als eine Art Spitze des Eisbergs, denn wahren Kirchenfreunden offenbart das weitläufige Stadtzentrum noch eine Reihe weiterer sehenswerter Sakralbauten. Insofern erhebt diese Seite mitnichten Anspruch auf Vollständigkeit, beschrieben werden lediglich die wohl bekanntesten und größten Gotteshäuser der Metropole.


Die Isaakskathedrale

Die Isaakskathedrale ist das Herzstück der Petersburger Gotteshäuser, da sie in puncto Größe, Schönheit und historische Bedeutung Maßstäbe zu setzen vermag. Zunächst die Zahlen: Mit einer Höhe von 102 Metern und einer Grundfläche von 10.000m² ist die Isaakskathedrale die alles überragende Kirche der Metropole.

Die kolossale Isaakskathedrale in Sankt Petersburg.

Weltbekannt wurde sie jedoch erst durch ihre gigantische goldene Kuppel, unterhalb der sich mit der Kolonnade eine der prominentesten und schönsten Aussichtsplattformen in Sankt Petersburg befindet. Und auch im Innenraum dominiert (natürlich) Pomp der Extraklasse. Der strenge Atheismus des Sowjetsystems lässt sich am inneren und äußeren Erscheinungsbild der Kathedrale jedenfalls nur schwerlich nachvollziehen. Umso besser…

Der Vorläufer der heutigen Kathedrale wurde auf Anordnung Peters des Großen ab 1707 erbaut, galt alsbald jedoch als zu klein und wenig imposant, um seiner Rolle als Petersburger Vorzeigekirche gerecht zu werden. Schließlich ließ der französische Architekt Auguste de Montferrand zwischen 1818 und 1858 die Isaakskathedrale in ihrem heutigen Erscheinungsbild errichten.

Gottesdienste fanden hier jedoch nur bis Ende der 20er Jahre statt, inzwischen hatte der verordnete Atheismus den Glauben an den Rand der Gesellschaft und darüber hinaus gedrängt. Heute fungiert die Isaakskathedrale als der besagt atemberaubende Aussichtspunkt und als Museum. Bei den Exponaten handelt es sich um kostbare Gemälde, aufwendigen Wand- und Deckenschmuck sowie Mosaike.

Wann? Wie? Wo?
cathedral.ru
Adresse: Isaakiewskaja Pl. 1
Nächste Metro: Gostiny Dwor/Newski Prospekt
Geöffnet: 11.00 – 18.00 Uhr
Ruhetag: Mittwoch


Kasaner Kathedrale

Die unmittelbar am Newski-Prospekt gelegene Kasaner Kathedrale gehört zweifelsfrei zu den architektonischen Höhepunkten Sankt Petersburgs. Der klassizistische Prachtbau aus dem frühen 19. Jahrhundert empfängt seine Betrachter mit einer von annähernd 100 Säulen getragenen Kolonnade, die in ihrem weiteren Verlauf von einem imposanten Kuppelbau überragt wird.

Die Kasaner Kathedrale.

Bereits auf den ersten Blick erkennt selbst das ungeschulte Kirchenauge die erhebliche und zugleich gewollte Ähnlichkeit zum römischen Petersdom. Von ihm – dem Dom der Döme – hatten sich die Erbauer der Kasaner Kathedrale inspirieren lassen, wohl auch deshalb betrug die Bauzeit vergleichsweise bescheidene zehn Jahre (1801 bis 1811).

Typisch für Sankt Petersburg sind, einmal mehr, die auch im “Werdegang” des russisch-orthodoxen Kirchenkomplexes verankerten Umbrüche. So diente die Kathedrale im Grunde nur in ihren Anfangsjahren als rein religiöser Bau, später dann als Aufbewährungsstätte erbeuteter Devotionalien aus dem russischen Feldzug gegen Napoleon und von 1932 bis 1990 sogar als “Museum für Religion und Atheismus” – offenkundiger hätte das Sowjetsystem seine Abscheu gegenüber Glaubensfragen wohl nicht zur Schau stellen können.

Wann? Wie? Wo?
Adresse: Kasanskaja pl. 2
Nächste Metro: Gostiny Dwor/Newski Prospekt
Gottesdienste täglich 10 und 18 Uhr


Die Peter-Pauls-Kathedrale

Die Peter-Pauls-Festung.

Die Wiege Sankt Petersburgs ist die auf der sogenannten Haseninsel gleich am Ufer der Newa gelegene Peter-und-Paul-Festung, hier wurde 1703 der Grundstein für die heutige Millionen-Metropole im Nordosten Europas gelegt. Weithin sichtbar erhebt sich aus dem Inneren des wuchtigen Wehrkomplexes die vor allem an sonnig-heißen Tagen in gleißendem Gold erstrahlende Kirchturmspitze der Peter-Pauls-Kathedrale. Mit 120 Metern Höhe gehört sie zu den alles überragenden Bauten Petersburgs, übertroffen nur vom städtischen Fernsehturm.

Errichtet wurde das schlanke, auffällig spitz zulaufende Kirchengebäude von 1713 bis 1732 unter der Leitung des italienischen Architekten Domenico Trezzini, um zugleich auch als letzte Ruhestätte Peters des Großen und seiner zaristischen Nachkommen zu dienen. 1725, also bereits Jahre vor der Fertigstellung, war es dann tatsächlich an Peter, als erster sein Grab im Innenraum der Kathedrale zu beziehen – viele Zaren samt Angehörigen sollten folgen.

Im Inneren des russisch-orthodoxen Gotteshauses finden sich natürlich Prunk und Glanz aus über drei Jahrhunderten. Kunstvolle Wandmalereien und die aus massivem Marmor gefertigten Begräbnisstätten machen des Gebäude zu einem weiteren Magneten für geschichtlich und religiös interessierte Touristen. Demzufolge dient die Kathedrale auch offiziell als Museum, Gottesdienste finden dagegen nur selten statt.

Wann? Wie? Wo?
www.spbmuseum.ru
Adresse: Petropawlowskaja krepost
Nächste Metro: Gorkowskaja
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr, Sa 10.00-17.45 Uhr, So 11.00-18.00 Uhr


Christi-Auferstehungskirche

Für viele Besucher und Kenner der Stadt ist die Christi-Auferstehungskirche das schönste Gotteshaus in Sankt Petersburg. Und in der Tat, der vom Architekten Alfred Parland von 1883 bis 1907 errichtete Bau kann sich sehen lassen. Der von Zar Alexander III. in Auftrag gegebene Stil nennt sich “neo-russisch” und erinnert mit Nachdruck an die weltberühmte Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz in Moskau.

Die Auferstehungskirche.

Errichtet wurde die Christi-Auferstehungskirche exakt an der Stelle, wo Zar Alexander II. anno 1881 einem Attentat zum Opfer fiel – daher auch ihr Beiname “Erlöser auf dem Blute”. Ort des todbringenden Geschehens war das Ufer des Gribojedow-Kanals, eine Stelle, die bei näherer Betrachtung für die Errichtung eines derartigen Gebäudes nicht eben prädestiniert erscheint.

Buntes, mosaik-artiges Farbenspiel und viel Liebe zum Detail prägen sowohl die Hülle als auch das Innere der Kirche, die heute als reines Museum fungiert. Wer Sankt Petersburg bereist, wird sich auch am Gribojedow-Kanal einfinden müssen, um eines der schönsten Gebäude der russischen Millionenstadt zu besichtigen.

Wann? Wie? Wo?
Adresse: Naberezhnaya Kanala Gribboyedova
Nächste Metro: Newski Prospekt/Gostiny Dwor
Geöffnet 11.00 – 19.00 Uhr
Ruhetag: Mittwoch


Alexander-Newski-Kloster

Das Alexander-Newski-Kloster ist ein weitläufiger Gebäudekomplex am Ende des Newski-Prospekts, der weltbekannten Prachtmeile Sankt Petersburgs. Das etwas dezentral gelegene Kloster ist mit der Metro sehr gut zu erreichen, ein Spaziergang über das ab 1710 gestaltete Gelände wirkt, verglichen mit dem nur wenige hundert Meter entfernten Großstadttrubel, geradezu beruhigend.

Das Alexander-Newski-Kloster.

Entsprechend andächtig schweifen die Besucher des Klosters vorbei an gleich mehreren Friedhöfen und Kirchengebäuden. Manch namhafter Bürger der Stadt liegt hier begraben (namentlich auf dem Lazarus-und dem Tichwinder Friedhof). Auch orthodoxe Gläubige nutzen das Gelände als Wallfahrtsort, die klassizistische Dreifaltigkeits-Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert ist eine der bekanntesten und wichtigsten Kirchen Sankt Petersburgs.

Die vielbesuchten Gräber unter anderem folgender Berühmtheiten befinden sich auf dem Gelände des Alexander-Newski-Klosters: Leonhard Euler (Mathematiker), Michail Lomonossow (Universalgelehrter), Fjodor M. Dostojewski (Schriftsteller), Michail Glinka (Komponist), Nikolai Rimski-Korsakow (Komponist), Anton Rubinstein (Komponist), Pjotr Iljitsch Tschaikowski (Komponist).

Wann? Wie? Wo?
Adresse: Nab. Reki Monastyrki 1
Nächste Metro: Pl. Alexandra Newskogo
Öffnungszeiten:
Klosteranlage täglich 5.30 – 23.00 Uhr
Nekropolis des 18. Jh. (Lazarus-Friedhof) täglich außer Donnerstag, 10.00 – 17.00 Uhr
Nekropolis der Künstler (Tichwiner-Friedhof) täglich 10.00 – 17.00 Uhr


Smolny-Kathedrale

Die barocke Smolny-Kathedrale gehört zu den schönsten touristischen Anlaufstellen im weitläufigen Osten des Petersburger Zentrums. Was um 1750 vom italienischen Architekten Bartolomeo Francesco Rastrelli begonnen wurde, sollte erst 80 Jahre später zur Vollendung gelangen. Gelohnt hat sich die lange Bauzeit des mehrere Gebäude umfassenden Komplexes jedoch allemal. Gerade äußerlich bleibt die Kathedrale bis heute über jeden Zweifel erhaben.

Die Smolny-Kathedrale.

Erstaunlich schlicht geht es dagegen im Inneren des Gotteshauses zu. Der in Petersburgs Prachtbauten sonst so allgegenwärtige Pomp findet noch nicht einmal in Ansätzen statt, weshalb das Gebäude in seiner heutigen Funktion als Museum und Konzertsaal für klassische und kirchliche Musik alle Aufmerksamkeit auf das Dargebotene zu lenken vermag. Gottesdienste finden im Grunde nicht statt.

Die Smolny-Kathedrale sollte einst das Zentrum eines als Alterssitz für Zarin Katharina II. konzipierten Kloster-Areals bilden, doch Religion spielte auch im frühen Dasein der Gebäude eher eine untergeordnete Rolle. Stattdessen etablierte sich hier schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein elitäres “Institut für adelige Töchter”, das jedoch nur wenig später in das von Giacomo Quarenghi im Zeitraum von 1805 bis 1808 im klassizistischen Stil errichtete Smolny-Institut umzog.

Weltbekannt wurde das Gebäude jedoch erst rund 100 Jahre später, als es von Lenins Revolutionären 1917 erfolgreich als Zentrale für den Aufstand gegen das zaristische System genutzt wurde. Bis heute hat die Petersburger Regierung hier ihren Sitz, sodass der Smolny-Komplex nicht nur kulturell, sondern auch politisch zu den herausragenden architektonischen Erscheinungen der Metropole zu zählen ist.

Wann? Wie? Wo?
Adresse: Ploschtschad Rastrelli 3/1
Nächste Metro: Tschernyschewskaja
Geöffnet 10.00 – 18.00 Uhr, im Winter 11.00 – 18.00 Uhr
Ruhetag: Donnerstag


Große Synagoge

Die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Große Synagoge ist das wohl schönste Gebäude im ansonsten eher schlichten Kolomna-Viertel, das sich westlich des Krjukow-Kanals befindet. Viele Touristen verlaufen sich nicht hierher, was dem historischen und religiösen Status der Synagoge alles andere als gerecht wird.

Die Große Synagoge.

Die Synagoge ist eines der größten Bauwerke jüdischen Glaubens in Europa, erbaut im maurischen Stil, der sich ausgesprochen positiv von den Gebäuden in der näheren Umgebung abhebt.

Seine Existenz verdankt das von rötlich-braunen Farbtönen und einer schönen Kuppel dominierte Bauwerk Zar Alexander II., der den Petersburger Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts freies Siedlungsrecht einräumte. Den Beginn der Bauarbeiten anno 1880 erlebte der ein Jahr später einem Attentat zum Opfer gefallene Zar noch persönlich mit, es sollten weitere 13 Jahre bis zur Fertigstellung der Synagoge vergehen.

Anders als so viele Gotteshäuser in Sankt Petersburg und dem Rest des Russischen Reiches wurde die Synagoge zeit ihres Bestehens nie zweckentfremdet oder geschlossen.

In der jüdisch-orthodoxen Gemeinde Sankt Petersburgs werden Gottesdienste von Männern und Frauen räumlich getrennt verfolgt. Während es den Männern vorbehalten bleibt, den Innenraum der Synagoge zu besetzen, müssen/dürfen weibliche Gläubige mit dem höher gelegenen Balkon Vorlieb nehmen. Für Touristen ist die Synagoge ebenfalls geöffnet, täglich zwischen 11.00 und 17.00 Uhr.

Wann? Wie? Wo?
Adresse: Lermontowski Prospekt 2
Nächste Metro: Sadowaja/Sennaja oder Baltijskaja
Gottesdienste: Montag – Freitag 9.00 Uhr, Samstag 10.00 Uhr