Dimitri Schostakowitsch (25. Sept. 1906 – 09. Aug. 1975); russischer Komponist

Der in Sankt Petersburg geborene Dimitri Schostakowitsch gehört international zu den renommiertesten Komponisten der jüngeren Geschichte. Bereits im Alter von 19 Jahren erlangte das musikalische Genie mit der ersten seiner insgesamt 15 Sinfonien internationale Anerkennung.

D. Schostakowitsch Anfang der vierziger Jahre.

Stilistisch orientierte er sich stark an der klassischen Tradition der nationalrussischen Schule und setzte sich vor allem in seinen frühen Werken kritisch mit dem Zeitgeist der westeuropäischen Moderne auseinander.

Mitte der 30er Jahre dann eine Zäsur: Seine Musik wurde unter dem maßgeblichen Einfluss Josef Stalins als dekadent und formalistisch abgetan, weshalb er sich von nun an deutlich stärker am lyrisch-pathetischen Orchesterstil Beethovens oder auch Tschaikowskis orientierte.

Der Erfolg gab ihm Recht. Mit seinen Sinfonien Nr. 5, 7 und 8 wurde er in den Jahren 1937 bis 1943 zum repräsentativen sowjetischen Komponisten. Zusätzliches Prestige erntete Schostakowitsch dafür, dass er 1941 besagte 7. Sinfonie aus dem von deutschen Truppen belagerten Sankt Petersburg via Rundfunk im ganzen Land ausstrahlen ließ – Uraufführung unter tragischsten Umständen.

Die Spätphase seines Wirkens diente dagegen auch der Abrechnung mit dem politischen System in der Sowjetunion. So gilt seine kurz nach Stalins Tod (1953) erschienene 10. Sinfonie als musikalischer Nackenschlag auf das politische Lebenswerk des ehemaligen Diktators – deutliches Indiz dafür, dass die Musik für Schostakowitsch zeit seines Lebens ein Mittel zum Zweck war.

Denn auch weitere Werke standen stets im Verdacht, Ereignisse der russischen Zeitgeschichte kritisch zu reflektieren. So gilt seine 1957 erschienene 11. Sinfonie mit Namen Das Jahr 1905 als späte musikalische Aufarbeitung des Petersburger Blutsonntags; jenem 22. Januar 1905, als Nikolaus II. eine friedliche Demonstration mit brutaler Waffengewalt niederschlagen ließ.

Dimitri Schostakowitsch erlag am 09. August 1975 in Moskau einem Herzversagen. Zu Ehren des Komponisten wurde in seiner ehemaligen Petersburger Wohnung in der Maratstraße 9 ein kleines Museum eröffnet. Es beherbergt zahlreiche Archive mit Fotos, Briefen, Gemälden und Zeitungskritiken aus dem Leben des berühmten Sohnes der Stadt.

 

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